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Positionspapier 5×5 der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren

Die Welt und Europa, auch die Bundesrepublik Deutschland mit ihren Ländern und Kommunen, sind durch Konfliktlagen gekennzeichnet, die weiter zu eskalieren drohen. Diese rühren nicht zuletzt aus einem Verhalten der Ab- und Ausgrenzung. Soziokultur trägt hingegen mit ihrer täglich vorgelebten und erfüllenden Normalität von Integration und Inklusion maßgeblich zur Konflikt- und Demokratiefähigkeit der Gesellschaft bei. Soziokulturelle Zentren sind sozusagen „Role Models“ und Energiequellen für ein gelingendes Zusammenleben in einer offenen, demokratischen Gesellschaft.

Das aktuell erhobene Datenmaterial der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren beweist: Unsere Mitgliedseinrichtungen haben ihre Aktivitäten stark erhöht. Wir sind mit 566 Zentren und Initiativen ein größerer Verband geworden. Wir haben 1.000 Menschen hinzugewonnen, die sich ehrenamtlich oder freiwillig engagieren, und wir haben zusätzlich 53 neue Ausbildungsplätze geschaffen.

Auch die weiteren Zahlen zeigen den positiven Trend: Die soziokulturellen Zentren registrierten bei ihren eigenen Veranstaltungen 12,5 Millionen Besuche und damit 1,5 Millionen mehr als zum Zeitpunkt der vorigen Erhebung (2017). Einen besonders hohen Zuwachs erreichten die Zentren bei den kontinuierlich angebotenen Kursen und Workshops zur ästhetischen, politischen und handwerklichen Bildung: Ihre Anzahl stieg um 45.000 auf rund 260.000. Hier brachten sich 4,5 Millionen Teilnehmende mit eigener Aktivität und Kreativität ein. Vor allem in strukturschwachen Regionen oder Problemquartieren wuchs und wächst die Bedeutung solcher Angebote und Häuser für das Umfeld. In den ländlichen Räumen leistet Soziokultur häufig einen wichtigen Beitrag zum Erhalt erforderlicher Kommunikations- und Bildungsstrukturen.

In ganz Deutschland bieten soziokulturelle Zentren eine breite Vielfalt von Veranstaltungen an. Die inhaltliche Fülle reicht von Konzerten über Theater, Kleinkunst, Märkte, Festivals und Seminare bis zu „Rudelsingen“ und Science- Slams. An einem Tag besuchten im Jahr 2018 durchschnittlich mehr als 35.000 Menschen eine von 960 Veranstaltungen in einer unserer Mitgliedseinrichtungen.

Im Vordergrund soziokulturellen Engagements steht die Ansprache und Beteiligung aller Bevölkerungsgruppen und sozialen Milieus, um kreative Potenziale der Lebensweltgestaltung freizusetzen und „Kultur für alle“ sowie „Kultur von allen“ (Hilmar Hoffmann) zu realisieren. Soziokultur leistet einen Beitrag zur Demokratisierung von Kunst und Kultur, da sie nicht nur die Formen und Orte der Teilhabe an Kulturangeboten erweitert, sondern auch die Produktion kulturellen Schaffens pluralisiert und in den Alltag hinein verlängert.

Am 7. Februar 2018 haben CDU/CSU und SPD einen Koalitionsvertrag geschlossen mit dem Titel „Ein neuer Aufbruch für Europa – Eine neue Dynamik für Deutschland – Ein neuer Zusammenhalt für unser Land“. Darin heißt es: „Soziokulturelle Zentren spielen eine zentrale Rolle für Integration und Teilhabe vor Ort und sollen gestärkt werden.“

Die Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren begrüßt diese erklärte Absicht der Bundesregierung und will die gemeinsame Zielsetzung gern konkretisieren. Wir unterstreichen die dringende Notwendigkeit, finanzielle Mittel zur Förderung von soziokulturellen Zentren bereitzustellen. Aus unserer Sicht ist ein bundesweites Investitionsprogramm „5×5“ mit einem Gesamtvolumen von 25 Millionen Euro erforderlich, aufgeteilt auf 5 Jahre!

Diese investiven Mittel werden von den soziokulturellen Zentren in den nachfolgend aufgeführten Bereichen benötigt:

  1. Sanierung (Keller, Dach, Fassaden, Zugänge, Lärmschutz, sanitäre Anlagen, Fenster) oder Ausbau von Veranstaltungsräumen, Proberäumen, Lagerräumen u.a.)
  2. Brandschutz im Haus generell und an den Bühnen (neue Fluchtwege, Brandschutzwände, Brandschutztüren, Feuerlöscher) sowie Maßnahmen im Bereich des vorbeugenden Brandschutzes und zur Anpassung an gestiegene Sicherheitsbestimmungen, zur Einhaltung der Versammlungsstättenverordnung.
  3. Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit (Rampen für gehbehinderte Menschen, Leitsysteme für seh- und hörbehinderte Menschen etc.)
  4. Grundlegende Gebäudesanierung durch energetische Maßnahmen (Solaranlagen, Windkrafträder, Optimierung der Heizungs- und Lüftungsanlagen, Elektromobilität, Umstellung auf eine ressourcenschonende, energieeffiziente Beleuchtung u. a.)
  5. Erweiterung der Nutzflächen und Nutzungsmöglichkeit des Hauses (Ausbau des Dachgeschosses, Veränderung der Räumlichkeiten in den Etagen, Ausbau der Kellernutzung für Proberäume, Lager u. a.)
  6. Nutzung der Außenanlagen (Ertüchtigung der Außenanlage oder Rückbau, Erschließung der Freiflächen, Spielplätze, Sportanlagen wie Skateranlagen, Beachvolleyball u.a.)
  7. Unterbringung für Künstler*innen (Einrichtung einer oder mehrerer Wohnungen)
  8. Künstlergarderobe/Besuchergarderobe (Tische, Stühle, Beleuchtung, Schminkspiegel, Garderobenausstattung)
  9. Anschaffungen Veranstaltungstechnik/Bühnentechnik (Bühne: Bühnenelemente incl. Transportwagen, Bühnenvorhänge, Zubehör; Licht: Lichtanlage, Scheinwerfer; Ton: Beschallungsanlage/PA-Systeme; Projektion: Beamer, Leinwand)
  10. Maßnahmen im Bereich der Digitalisierung (Musik- und Lichtanlagen, Filmdigitalisierung, Archivierung).
  11. Anschaffungen für Versammlungs- und Aufführungsräume (Bestuhlung inkl. Nummerierung, Tische, mobile Zuschauer-Sitztribüne, Saalbeleuchtung, u. a.)
  12. Anschaffungen für den Seminar- und Kursbereich, für Proberäume (z. B. Pinnwand, Flipchart, OH-Projektor, Beamer, Werkstatteinrichtungen, Mobile Beschallungsanlage, Ausstattung Proberäume)
  13. Anschaffungen für den Ausstellungsbereich (Hängesysteme, Wechselrahmen, Beleuchtung, Stelltafeln)
  14. Gastronomieeinrichtung (Geräte, Bestuhlung, Biergarten, Kassensystem, etc.)
  15. Ausstattung Verwaltung und Organisation des Kulturbetriebes (Büroausstattung: EDV-System/Netzwerk, Büroeinrichtung, Geräte für Bürokommunikation, Ticket- und Kassensysteme; Leitsysteme: Hausleitsystem, kostenloses WLAN)

Mehr unter www.soziokultur.de